Fazit nach einem Jahr

Freitag, 26.01.2024

Als allererstes möchte ich aufgreifen, dass die Abreise 2023 damals nicht ganz so einwandfrei gelaufen ist, wie ich es in dem allerersten Satz dieses Blogs geschrieben habe. Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass wir im Stau standen und eine sehr alternative Route fahren mussten, um rechtzeitig zum Flughafen zu kommen. Da ich den Beschluss, einen Blog zu schreiben erst ca. 3 Wochen nach der Anreise gefasst habe, ist mir das nicht mehr in Erinnerung gewesen.

Das Jahr ist nach seinen anfänglichen Schwierigkeiten mit dem Zeitdruck, innerhalb von 4 Wochen alles geregelt zu bekommen, sehr schnell umgegangen. Ich hatte extremes Glück, dass ich so schnell einen Job gefunden habe. Entsprechend war die stressige Phase zu Beginn dann schon schnell in Alltag umgeschwenkt.

Was ist hier anders; oder besser; oder schlechter? Alles in allem fühlen wir uns hier recht wohl. So ein Reset, was Hab und Gut angeht, zeigt einem, mit wie wenig man im Endeffekt eigentlich auskommen kann. Wir haben so unfassbar viel aus unserem Haus ausgeräumt! Und einiges davon ist noch immer in verschiedenen Haushalten verteilt oder steht bei meinem Bruder im Arbeitszimmer in Kisten und Kartons verpackt. Man muss allerdings auch dazu sagen, dass wir natürlich hier alles neu kaufen konnten, was man so für das tägliche Leben braucht.

Wir haben ebenfalls neue Interessen entdeckt, wie beispielsweise das Eishockey schauen, von dem ich niemals gedacht hätte, dass mir sowas Spaß machen könnte.

Wir haben aber auch gemerkt, wie unterschiedlich die Qualität von Dingen hier im Vergleich zu Deutschland ist. Wenn man da nur als Beispiel die Kaffeemaschine, das Sofa oder das Auto nimmt; stinken die USA ziemlich ab. Während wir in Deutschland nach dreimaligem Überlegen und tausend Vergleichen etwas mit dem Gedanken kaufen, es nur einmal zu kaufen, wird hier nichts für die Ewigkeit gekauft.

Andere Länder, andere Sitten: wir sind im Sommer auf eine Hochzeit eingeladen worden; und wenn ich höre, was das hier für ein Aufwand mit Fotos des Antrags, dann Fotos für das Save-the-Date, dann die Hochzeitseinladung, Bridal Shower, Junggesellenabschied (ja, das sind zwei verschiedene Dinge!), Kredit für die Hochzeit, usw… ist, hätte ich schon gar keine Lust mehr auf meine eigene Hochzeit…

Turnen ist hier auch anders. Die Eltern zahlen sehr viel Geld dafür, dass die Kinder turnen können. Entsprechend motiviert kommen die Kinder ins Training. Wenn ein Kind keine Lust mehr hat, wird es abgemeldet. Die Kinder wollen unbedingt besser werden und sehen, was die „Großen“ können. In jeder Stunde werden alle Geräte geturnt. Und nur in der Sommerzeit werden in der Regel neue Dinge gelernt. Keins der Kinder darf während des Trainings (bei der Gruppe, die ich jetzt habe, geht das Training 3 Stunden) sitzen. Die Kinder machen sehr viele Wiederholungen, weil es eben auch mehr als genug Geräte gibt, sodass mehrere Kinder gleichzeitig am Gerät sein können. Entsprechend benötigt man dann aber auch bei 15 Kindern 3 Übungsleiter, damit man alle im Blick hat. Alles ist vorab durchorganisiert, damit jede Gruppe weiß, wann er zu welcher Zeit an welchem Gerät ist; da die Jungs und auch die Trampolinturner gleichzeitig in der Halle sind, sind eine Menge Menschen gleichzeitig in der Halle, sodass es ein paar Grundregeln gibt, an die sich jeder halten muss, wie z.B. immer außen an den Geräten entlang gehen beim Gerätewechsel oder wenn man auf Toilette möchte. Immer darauf achten, dass man niemanden beim Sprung in den Weg läuft. Bei 5 Sprungstationen an 3 verschiedenen Orten in der Halle kann das sonst schnell mal schief gehen. Außerdem müssen die Kinder beim Gerätewechsel immer ihre Wasserflasche mitnehmen und generell gibt es eine Kleiderordnung (Turnanzug ist Pflicht) und es dürfen keine Pullover/Schlabberklamotten darüber getragen werden.

Alles in allem lässt sich vieles nicht als besser oder schlechter betiteln, weil es für jeden ein anderes Gewicht hat. Es ist eben anders. Es kann jeder für sich selbst bewerten, was er daran besser oder schlechter findet.

Was mir definitiv hier außer unserer Familien fehlt, sind gutes Brot und normales Sprudelwasser 😊

Was mir definitiv nicht aus Deutschland fehlt sind Heuschnupfen, Staus und teurer Sprit!